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Zurück in die Spur: BVG stellt Stabilitätskonzept vor

Oberstes Ziel der BVG ist es, den Fahrgästen in Berlin wieder einen stabilen und verlässlichen ÖPNV zu liefern. Der Vorstand hat dazu heute sein Stabilitätskonzept vorgestellt. Nach vielen Jahren des Wachstums traten zuletzt die Grenzen der Leistungssteigerungen im System der BVG zu Tage. Insbesondere Fahrgäste der U-Bahn konnten sich nicht mehr auf das versprochene Angebot verlassen. Überdurchschnittlich viele Fahrten fielen aus, weil die alte Fahrzeugflotte technisch anfällig ist und zeitweise hohe Krankenstände für Engpässe sorgten. Ein in die Jahre gekommenes Informationssystem tat sein Übriges, um die Unzufriedenheit vieler Fahrgäste zu schüren.

Auch beim Bus und bei der Straßenbahn machen sich die Wachstumsschmerzen bemerkbar. Neben dem laufenden Betrieb stellen auch die Elektrifizierung der Busflotte mit den Erfordernissen an neue Betriebshöfe, der Erhalt und die Modernisierung der Infrastruktur sowie die Digitalisierung von Betrieb und Abläufen die BVG vor große Aufgaben. Bereits im Sommer kündigte der BVG-Vorstandsvorsitzende eine transparente Analyse und einen Kurswechsel zu “Stabilität vor Wachstum” an.

Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der BVG sowie Interimsvorstand für den Betrieb: „Unsere Fahrgäste können von uns erwarten, dass wir täglich unser Bestes geben. In den kommenden Jahren heißt das vor allem: Voller Einsatz für und voller Fokus auf die Stabilität im täglichen Betrieb. Wichtige Weichen sind dafür bei einigen Themen schon gestellt. In anderen Bereichen gehen wir die Herausforderungen jetzt konsequent an, um ab 2028 auch wieder wachsen zu können.”

Mit dem heute vorgestellten Stabilitätskonzept konzentriert sich die BVG auf drei wesentliche Schwerpunkte: Fahrgast, Team BVG und Infrastruktur. Erklärtes Ziel ist es, Schritt für Schritt wieder Zuverlässigkeitswerte von 99 Prozent zu erreichen.

Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: „Ich freue mich sehr darüber, dass die BVG große Anstrengungen unternimmt, um den Berlinerinnen und Berlinern möglichst bald wieder ein leistungsstarkes, zuverlässiges ÖPNV-Angebot zu liefern. Und ich bin zuversichtlich, dass mit neuen Fahrzeugen auch wieder mehr Stabilität ins System kommt. Wir werden weiterhin unseren Teil dazu beitragen, mit Beschleunigungsmaßnahmen die Attraktivität der Busse und Bahnen in unserer Stadt weiter zu steigern, um immer mehr Menschen zum Umstieg auf die Öffentlichen zu bewegen.“

Fahrgäste im Mittelpunkt
Die Fahrgäste werden schon kurzfristig von Verbesserungen im Bereich der Fahrgastinformation profitieren. Parallel läuft die grundlegende Erneuerung der Hintergrundsysteme. Seit wenigen Tagen gibt es in allen Bussen bereits Störmeldungen und Umsteigeverbindungen in Echtzeit. 2025 sollen diese Informationen auch im Bereich U-Bahn und ab 2026 bei der Straßenbahn zur Verfügung stehen. Digitale Fahrpläne gibt es seit April 2024 an immer mehr Haltestellen von Bus und Straßenbahn. Seit Dezember sorgen zusätzliche Mitarbeitende in den Leitstellen für eine transparente Information in den Fahrgastinformationskanälen, wenn es zu Ausfällen kommt. Voraussichtlich im Januar startet auf den U-Bahn-Linien U1 bis U4 ein Test, bei dem Mitarbeitende situative und empathische Live-Ansagen bei Störungen und Ausfällen machen, möglichst auf Deutsch und Englisch. Außerdem wird die Baukommunikation neu aufgestellt.

Einen neuen und gemeinsamen Weg gibt es auch bei der App für verschiedene Mobilitätsangebote. Hier gilt künftig: Eine App für alles. Gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn entwickelt die BVG dafür eine städteübergreifende Plattform. Der Launch der gemeinsamen App soll die Nutzung von ÖPNV und Sharing-Mobilitätsangeboten für die Menschen so einfach und attraktiv wie möglich machen, sowie Echtzeitstandorte von Bussen und Bahnen darstellen.

Das Team BVG stärken
In einer bekannt schwierigen Arbeitsmarktlage kann die BVG auf einem soliden Fundament aufbauen. Die 2024 durchgeführte Mitarbeitendenbefragung zeigte ein hohes Maß an Motivation. 86 Prozent der Befragten finden, dass die BVG einen “sinnvollen” Job macht. Auch bei der Personalgewinnung wird trotz der schwierigen betrieblichen Lage zum Jahresende 2024 ein Plus von rund 360 bei der Mitarbeitendenzahl stehen. Die Bewerbungen liegen in diesem Jahr mit rund 34.200 (Stand November) bereits deutlich über dem bisherigen Rekordniveau des Vorjahres mit rund 30.000 Bewerbungen. Bis November 2024 hat die BVG mit 2.400 Einstellungen (extern/intern) die Besetzungen von 2023 (2.400) bereits erreicht und wird diese bis Jahresende noch einmal toppen. Und das Tempo bleibt hoch. 800 neue Mitarbeitende sollen im nächsten Jahr allein für den Fahrdienst und 300 für die Werkstätten gewonnen werden.

Kreative Formate bei der Rekrutierung soll es deshalb auch in Zukunft geben. Hinzu kommen verbesserte Abläufe und Prozesse. Bei der U-Bahn startet etwa ein Pilotprojekt, um die Ausbildung von neuen Fahrer*innen zu straffen. Pilotprojekte für optimierte Ausbildungsprozesse im Fahrdienst gibt es auch bei Bus und Straßenbahn. Um Mitarbeitende nachhaltig an die BVG zu binden, soll ein ganzes Maßnahmenbündel greifen. Dazu zählen beispielsweise individualisiert gestaltete und perspektivisch KI-generierte Schichtpläne. Natürlich wird es auch in den anstehenden Tarifverhandlungen darum gehen, auf dem umkämpften Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Jenny Zeller-Grothe, Vorständin der BVG für Personal und Soziales: „Gute Qualität geht nur mit einem starken Team. Wir wollen auch auf einem umkämpften Arbeitsmarkt nachhaltig die Mitarbeitenden finden und an uns binden, die wir brauchen, um die Mobilität von heute und morgen zu gestalten. Kreative Ideen helfen uns dabei. Natürlich müssen die Rahmenbedingungen und auch die Bezahlung stimmen, um im Wettbewerb um Mitarbeitende in Berlin-Brandenburg bestehen zu können.”

Technik und Infrastruktur müssen zusammen funktionieren
Neue Fahrzeuge, neue Betriebshöfe und eine leistungsfähige, moderne Infrastruktur sind ein Hauptschlüssel für die Qualität des Angebots. Mit fast 500 neuen U-Bahnwagen bis 2027, zunächst 20 Urbanliner-Straßenbahnen (2025 und 2026) und 50 neuen E-Bussen (2025) läuft die Flottenerneuerung mit Hochdruck. Neue Bus-Betriebshöfe entstehen ab 2025 in Marienfelde und Schöneweide, bei der Straßenbahn startet der Neubau in Adlershof und auch auf dem stillgelegten Gelände in Niederschönhausen sollen wieder Bahnen rollen. Bei der U-Bahn wird der dringend benötigte Aus- und Umbau der Werkstätten ab 2025 konsequent vorangetrieben.

Gerade bei der Bus-Flottenumstellung auf erneuerbare Antriebstechnik kommt es darauf an, die Fahrzeugbeschaffung und den Ausbau der Ladetechnik auf den Betriebshöfen und in der Stadt besser als bisher zu synchronisieren.

Die Umsetzung von Beschleunigungsmaßnahmen auf der Straße, wie verbesserte Ampelschaltungen, gehört ebenso zum Konzept wie die konsequente Instandhaltung und Modernisierung des Netzes und der Stationen.

Meilenstein U-Bahn-Lieferplan
Ein greifbares Element für die Stabilisierung bei der U-Bahn ist der nun vorliegende Lieferplan für die neue U-Bahngeneration, der ab dem kommenden Jahr Entlastung bei der Fahrzeugflotte verspricht. Bereits von Frühjahr bis Sommer 2025 sollen demnach 18 weitere Wagen der schmaleren Baureihe JK für die Linien U1 bis U4 als Test- und Schulungsfahrzeuge geliefert werden. Im September (nach den Sommerferien) beginnt dann die Serienlieferung und zeitgleich auch der Einsatz der ersten Wagen im Fahrgastbetrieb, voraussichtlich auf der U2 und U3. Bis Ende 2025 sollen im Idealfall schon 140 neue Wagen im Einsatz für die Fahrgäste sein.

Franziska Giffey, Aufsichtsratsvorsitzende der BVG und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Flott einflotten wird das inoffizielle Motto der BVG im neuen Jahr 2025, denn die neuen U-Bahn-Wagen auf den Linien 1, 2, 3 und 4 und auch die neue Straßenbahn - der URBANLINER kommen aufs Gleis.
Berlin hat eines der größten und dichtesten U-Bahn-, Tram- und Busnetze der Welt. Dieses Netz muss im Alltag verlässlich funktionieren. Dazu gehören ein hoch moderner Fahrzeugbestand und das engagierte BVG-Team mit 16.000 Beschäftigen, die tagtäglich ihr Bestes geben.
Unser gemeinsamer Auftrag in Vorstand und Aufsichtsrat für das nächste Jahr ist es, das Angebot wieder vollständig auf Spur zu bringen, die Taktung zu sichern und die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern. Denn Berlin braucht eine starke BVG, auf die sich die Berliner*innen und Berliner heute und auch in Zukunft verlassen können.“

Bei der breiteren Baureihe J ist der Ablauf versetzt. Der Start des Fahrgastbetriebes und der Serienlieferung ist für den Sommer 2026 vorgesehen. Ende 2026 sollen dann nahezu alle bestellten 236 Wagen dieses Typs bei der BVG sein. Das erste Testfahrzeug ist bereits im Probeeinsatz.

Und das ist erst der Anfang. In seiner gestrigen Sitzung hat der BVG-Aufsichtsrat den zweiten Fahrzeugabruf aus dem Rahmenvertrag mit dem Hersteller Stadler freigegeben. Weitere 108 breite Wagen für die Linien U5 bis U9 können somit bestellt werden. Die Flottenerneuerung wird damit ohne Unterbrechung fortgesetzt. Ende 2027 werden damit bereits 484 neue U-Bahnwagen auf den Linien U1 bis U9 im Einsatz sein.

Foto: BVG / Matthias Müller

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